Zum 81. Mal hat sich am 9. November die Nacht gejährt, in der die Nationalsoziallisten in ganz Deutschland Synagogen und Geschäfte vernichteten und das Leben tausender jüdischer Mitbürger zerstörten. Auch in Sögel wurde mit einer bewegenden Gedenkfeier in der Aula des Hümmling-Gymnasiums der Nacht des Terrors gedacht. Beim Betreten der Aula fielen den Besuchern gleich die angebrachten Schilder an den Sitzreihen ins Auge, die die Schüler angebracht hatten. Durch die vorgeschriebene Sortierung sollte das Gefühl von Diskriminierung und Ausgrenzung vermittelt werden. Dort hieß es u.a.:“ Für Brillenträger“, „Für Blonde“, für „Mit Ohrringen“ oder „Mit Zahnspange“ Bürgermeisterin Irmgard Welling erinnerte in ihrer Begrüßung hinsichtlich der jüngsten Ereignisse in Halle daran, dass Ausgrenzung und Diskriminierung auch heute nicht an Aktualität verloren hätten und mahnte, ´“nicht wegschauen, wachsam sein, so etwas nie wieder zulassen“.. Im Mittelpunkt der Gedenkveranstaltung stand die eindrucksvolle und bewegende Schilderung von John Jacobs aus Hampshire in England über das Schicksal seiner jüdischen Vorfahren, die in Sögel, Am Pohlkamp 12, gelebt hatten. Seinem Großvater David Jacobs sei der „Holocaust“ durch frühzeitigen Tod erspart geblieben, berichtete Jacobs und fügte hinzu, dass seine auf dem Hümmling verbreiteten 100 Familienangehörigen ihren Tod in den Lagern Riga, Treblinka und Ausschwitz gefunden hätten. Viele hätten sich hier sicher gefühlt und somit die Flucht verpasst. Die Schüler aus den Religionskursen der Religionslehrerinnen Rebekka Esch und Anna-Maria Cloppenburg erinnerten derweil mit Schattenspielen an die schrecklichen Geschehnisse in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938. Jacobs berichtete weiter, sein Vater Albert, der den Holocaust überlebte, sei mit seiner Familie nach London geflüchtet und habe dort endlich als Zahnarzt arbeiten dürfen. Leider sei er seit seinem Aufenthalt im KZ Buchenwald kränklich geblieben und im Alter von nur 51 Jahren gestorben. Zum Gedenken an die Verstorbenen der Familie Jacobs zündeten die Schüler vier Kerzen an. Sie mahnten gleichzeitig:“So etwas darf nie wieder passieren, nie wieder“. Mit ihren jüdischen Musikbeiträgen sorgten die Lehrer Sylke Geers, Lina Wichmann, Jürgen Jansen und Monika Vorholt für eine nachdenkliche Stimmung und verliehen der Veranstaltung zudem den passenden musikalischen Rahmen. Am Ende erwähnte Jacobs mit tränenerstickter Stimme, dass er dennoch stolz sei, ein „Jacobs aus Sögel“ zu sein. Die vielen Besucher und Schüler erhoben sich von ihren Plätzen und zollten dem 67jährigen John Jacobs mit lang anhaltendem Applaus ihren Respekt.
Text:Gisela Arling