MISSIO-TRUCK AUF DEM MARKTPLATZ
Sögeler Schüler werden in Flüchtlingssituation versetzt
Am Beispiel von Flüchtlingen aus dem afrikanischen Bürgerkriegsland Kongo informiert der Truck bundesweit über Ängste und Hoffnungen von Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen. Die Truck-Betreuer Marcus Composs und Tétè Agbodan, der gebürtig aus Togo stammt, waren begeistert vom Interesse der Sögeler Oberschüler. „Der Truck hat die Aufgabe, Fluchterfahrungen zu simulieren und zu vermitteln“, erklärte Composs im Gespräch mit unserer Redaktion. „Die von Agbodan angebotenen Workshops zu Themen wie Flucht und Migration, Ressourcenkonflikte oder Menschenrechte haben die Aufgabe, Zusammenhänge der Flüchtlingsproblematik darzustellen“, so der Betreuer weiter.
In den Bürgerkrieg im Ost Kongo versetzt
Die Besucher des Trucks wurden durch eine Simulation in den Bürgerkrieg im Ost Kongo versetzt. Bevor die Schüler sich in kleinen Gruppen damit auseinandersetzten, erhielten sie von Composs eine kurze Einführung. Die Schüler durchlebten typische Fluchtsituationen und waren gezwungen zu entscheiden, wie sie sich selbst als Flüchtling verhalten würden.
Widrige Lebensumstände
Karten mit QR-Codes leiteten die Jugendlichen durch verschiedene Stationen der Flucht. Die multimediale Ausstellung machte die Erfahrung über Biografien, Mitmachangebote und Computerspiele erlebbar. Composs: „Damit wird die Lebensleistung von Geflüchteten, die auch in widrigen Lebensumständen die Würde bewahren, in den Fokus gerückt. Die Schüler lernen dadurch, die eigene Entwicklung in die Hand zu nehmen.“
Handy als Ursache
Agbodan griff die Fragen der Schüler zur Flüchtlingsproblematik in einem Workshop auf. Dabei machte er deutlich, dass die Flucht aus dem Kongo eine Menge mit unserer Handynutzung zu tun hat. „Unser Konsumverhalten spielt eine große Rolle“, erklärte Agbodan und wies darauf hin, dass der Rohstoff Coltan für die Handynutzung nicht von den Rebellengruppen im Ost-Kongo bezogen werden sollte. Nur so könne eine Ursache der Flucht aus dem Kongo reduziert werden.
„Lehrreicher als im Unterricht“
Die Oberschüler zeigten sich vom Missio-Truck angetan. „Ich konnte meinen Wissenshorizont durch den Besuch erheblich erweitern“, so Wendy Benkemper. „Es hat mich sehr berührt zu sehen, wie das Leben der Menschen verläuft, die fliehen müssen“, führte die 15-Jährige weiter aus. „Mich hat besonders beeindruckt, dass Menschen aus unzähligen Ländern zur Flucht gezwungen sind“, ergänzte Mitschülerin Kyara Abeln. Für Jocelyne Olliges waren der Truck-Besuch und der Workshop interessanter und lehrreicher als der Unterricht im Klassenraum. „Man konnte sich genau in die Situation der Flüchtlinge hineinversetzen“.
Empathie entwickeln
Das bestätigte auch Composs: „Die jungen Menschen sollen Gefühle dafür entwickeln, wie es ist, wenn man fliehen muss vor Terror, Krieg und Gewalt. Nur so kann sich auch Empathie für Klassenkameraden entwickeln, die selbst geflüchtet sind“. Das Thema Flucht sei heute bei den Schülern durch den Krieg in Syrien, terroristischen Anschläge oder durch die Bootsunglücke im Mittelmeer präsent. Der Truckbetreuer warnte davor, dass durch die permanente Präsenz die Empathie für Flüchtlinge abstumpfe.
Weltweit sind Composs zufolge aktuell 65 Millionen Menschen auf der Flucht. Fünf Prozent davon kommen nach Europa. Der Missio-Truck, der über die Diözesanstelle beim Bistum Osnabrück gebucht werden kann, will das Flüchtlingsthema nachhaltig in Erinnerung halten.