Konzept
Übersicht über das Gesamtprogramm der berufsorientierenden Bildungsarbeit an der Schule am Schloss
Ein entscheidendes Bildungsziel an der „Schule am Schloss“ ist die Anbahnung der Berufswahlreife. Ab der Klasse 7 wird deshalb besonderer Wert auf die Berufsorientierung sowohl in theoretischer als auch in praktischer Hinsicht gelegt. Dies gilt für beide Schulformen, wobei die praktischen Elemente im Hauptschulbereich höher sind. Eine Betriebsbesichtigung soll den Schülerinnen und Schülern der Klasse 7 einen ersten Einblick in die Arbeitswelt verschaffen. Mit Beginn des 7. Schuljahres erhält jede Schülerin/jeder Schüler außerdem einen sogenannten AKTIVPASS, der das Engagement im Schulalltag honorieren soll. In diesem Dokument sollen u.a.
- Praktika
- Berichte über Projekte der Berufsorientierung außerhalb der Schule
- Regelmäßige Teilnahme an Arbeitsgemeinschaften
- Freiwillige Arbeitsaufgaben im Rahmen des Schulalltags
- Ergebnisse des Assessmentverfahrens
und weitere Dinge
aufgezeigt werden. Das freiwillige Engagement können sich die Schülerinnen und Schüler bei den zuständigen Personen (z.B. Lehrkräften) bescheinigen lassen. Eine Bescheinigung gilt jedoch nur in Verbindung mit Schulstempel und Unterschrift. Der AKTIVPASS begleitet unsere Schülerinnen und Schüler bis zur Klasse 9 bzw. 10. Er dient als Dokumentation des individuellen Berufswahlprozesses und kann einer Bewerbungsmappe beifügt oder in Bewerbungsgesprächen vorlegt werden.
Wie bereits erwähnt, finden in Jahrgang 7 die ersten Betriebsbesichtigungen statt, die im Wirtschaftsunterricht vorbereitet werden. Dabei wird geschaut, dass diese Besichtigungen bei ortsansässigen Betrieben stattfinden, um so auch einen ersten Kontakt zu unseren Schülerinnen und Schülern herzustellen. Außerdem wird seit dem Schuljahr 2016/2017 ab der Klasse 7 das Projekt „MinT“ im Rahmen eines Wahlpflichtkurses angeboten. Hinter dem Begriff „MinT“ verbergen sich Berufe aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – also Berufsgruppen, die eher Jungen als Mädchen zugeordnet werden. Durch die praktische Auseinandersetzung sowohl im Unterricht, als auch an außerschulischen Lernorten (Praxistage, Betriebserkundungen, BBS-Besuche) versucht das MinT-Projekt, Mädchen neugierig auf gewerblich-technische Beruf zu machen und sie für diese Berufsbilder zu begeistern.
Für den Jahrgang 8 werden die berufsorientierenden Maßnahmen dann umfangreicher. So wird mit allen Schülerinnen und Schülern der Klassen 8 ein Kompetenzfeststellungsverfahren (Kompetenzanalyse Profil AC) durchgeführt. Die Schülerinnen und Schüler werden bei diesem Verfahren von ausgebildeten Lehrkräften beobachtet, müssen aber auch Selbsteinschätzungen treffen. Aus den gesammelten Informationen wird dann ein Kompetenzprofil entwickelt, welches die Stärken und Schwächen der Schülerinnen und Schüler aufzeigt. So ist eine gezielte individuelle Förderung möglich. Des Weiteren werden sogenannte Praxistage zu den jeweiligen Profilen durchgeführt. Dabei werden diverse Berufe (passend zu den einzelnen Profilfächern) in der Praxis von außerschulischen Ansprechpartnern in der Schule vorgestellt. In Form eines Stationslaufes werden die Schülerinnen und Schüler an verschiedenste Berufe herangeführt. Im Anschluss daran findet ein Informationsabend für die Eltern der potentiellen Realschülerinnen – und schüler bezüglich der Profilfachwahl statt, bevor die Schülerinnen und Schüler dann nochmal eine Berufsfindungswoche an der BBS Papenburg absolvieren und verschiedene Bereiche durchlaufen. Dabei können die Schülerinnen und Schüler aus unterschiedlichen Modulen wählen. Mit diesem Maßnahmenkatalog wird von Seiten der Schule auch versucht, die Schülerinnen und Schüler vor Fehlentscheidungen bezüglich der Wahl ihres Profilfaches zu bewahren.
Zudem wird für unsere Inklusionsschülerinnen- und schüler der Klassen 8 ein zweiwöchiges „Schnupperpraktikum“ in den verschiedenen Werkstätten der Johannesburg GmbH in Surwold durchgeführt. Dieses Praktikum dient zum einen der Vorbereitung auf die Arbeitswelt, zum anderen sollen die Schülerinnen und Schüler verschiedene Berufsfelder kennenlernen. In der Regel können die Schülerinnen und Schüler aus acht Bereichen (Metalltechnik, Bau- und Trockenbautechnik, Holztechnik, Farbtechnik, Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik, Gartenbau, Hauswirtschaft, Küche) zwei wählen, in denen sie jeweils eine Woche arbeiten möchten. Detailliertere Informationen bezüglich der Inklusion an unserer Schule lassen sich dem Inklusions- sowie Förderkonzept entnehmen.
Schwerpunkt in Klasse 9 ist die konkrete Auseinandersetzung mit einem Beruf. Die 9. Klassen der Real- und Hauptschule absolvieren ein zweiwöchiges Blockpraktikum. Ziel ist es, dass die Schülerinnen und Schüler im Praktikum die ihnen nach Beendigung der Schulpflicht bevorstehende Berufs- und Arbeitswelt unter realistischen Bedingungen kennenlernen.
In der Regel suchen sich die Schülerinnen und Schüler mit ihrer vollständigen Bewerbungsmappe eigenständig ihren Praktikumsplatz. Gegebenenfalls unterstützen Klassen- oder Wirtschaftslehrer bei der Suche, denn gerade den Schülerinnen und Schülern mit Unterstützungsbedarf fällt die Suche manchmal schwerer. Auch die Homepage des Wirtschaftsverbandes Sögel kann bei der Suche nach eine m Praktikumsplatz helfen. Die Erstellung der Bewerbungsmappe sowie die Vorbereitung auf das Betriebspraktikum erfolgen im Deutsch- bzw. Wirtschaftsunterricht. Stellen sich die Schülerinnen und Schüler nun in einem Betrieb vor, erhalten sie direkt ein Feedback auf ihre erstellte Bewerbung und wissen, was sie evtl. in Zukunft ändern bzw. verbessern müssen. Am Ende des Praktikums erhalten die Schülerinnen und Schüler von ihrem Betrieb eine Bescheinigung in Form einer Beurteilung. In dieser Beurteilung werden unter anderem Pünktlichkeit, Auftreten gegenüber Mitarbeitern sowie Qualität der geleisteten Arbeit beurteilt. Diese Beurteilung wird dann dem AKTIVPASS der „Schule am Schloss“ beigefügt.
Seit dem Schuljahr 2011/2012 ist die „Schule am Schloss“ in der glücklichen Lage, den 9. Klassen des Realschulzweiges alle Profilfächer anbieten zu können, die an einer niedersächsischen Oberschule möglich sind (Technik, Wirtschaft, Gesundheit und Soziales, Französisch). Damit leistet die Schule einen weiteren wichtigen Beitrag zur Berufsorientierung. Durch die Profilfächer besteht die Möglichkeit für die Schülerinnen und Schüler, ihre Neigungen und Talente auszutesten und Neues auszuprobieren.
Im Profilfach Wirtschaft ist der Unterricht mit der Leitung bzw. Organisation einer Schülerfirma (K.I.D.S.-S-AG: Kiosk in der Schlossschule – Schüler-Aktiengesellschaft) gekoppelt. Mit diesem Projekt wird simuliert, wie eine richtige Firma funktioniert. In diesem Kiosk werden Büro- und Schulartikel, T-Shirts und andere Produkte mit dem Schullogo verkauft.
Durch die zahlreichen Partner im sozialen Bereich wie dem Caritasverband, dem Hümmling-Krankenhaus oder auch dem Pflegeheim Haus Simeon kann die „Schule am Schloss“ ebenso ein attraktives Profilfach Gesundheit und Soziales anbieten.
In Klasse 10 leisten die Schülerinnen und Schüler beider Schulformen ein zusätzliches Praktikum ab. Hier wird den Schülerinnen und Schülern nahegelegt, ein anderes Berufsfeld zu wählen als beim Betriebspraktikum in der Klasse 9. Diesem Praktikum wird ein Bewerbungstraining vorgeschaltet, an dem auch die 9. Hauptschulklassen teilnehmen (Anfertigen eines Bewerbungsschreibens und Lebenslaufes, Simulieren von Vorstellungsgesprächen). Dieses wird seit Jahren von AOK Krankenkasse in Zusammenarbeit mit Herrn Kremer von Nordland-Papier durchgeführt.
Des Weiteren nehmen die 10. Haupt- und Realschulklassen zusammen mit den 9. Hauptschulklassen verpflichtend an der obligatorischen Berufsinformationsbörse (BIB) in Papenburg teil. Auf dieser Börse stellen sich Betriebe vor und die Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit, sich über verschiedene Berufe zu informieren. Zudem gibt es seit einigen Jahren eine lokale Ausbildungsbörse in Sögel. Der Verein „Chance: Azubi“ organisiert in Zusammenarbeit mit der Schule am Schloss diese Veranstaltung, auf der sich ca. 60 Ausbildungsbetriebe aus der Region den Fragen zukünftiger Auszubildender stellen. Zu dieser Veranstaltung sind alle Schülerinnen und Schüler der Klassen 8 bis 10 eingeladen.
Für die Abschlussklassen 9 und 10 findet zudem kurz vor den Halbjahreszeugnissen ein Informationsabend der Berufsbildenden Schule Papenburg (BBS Papenburg) statt. Dazu werden Fachlehrer der BBS sowie unsere Berufsberaterin zu uns in die Schule eingeladen. Sie informieren und beraten unsere Abschlussklassen, welche Möglichkeiten der weiteren Schullaufbahn an der BBS bestehen.
Eine gute Berufswahlvorbereitung kann nur in Zusammenarbeit von Schule, Agentur für Arbeit und Elternhaus geschehen. Deshalb gibt es auch regelmäßige Sprechstunden mit unserer Berufsberaterin Frau Pöker in der Schule. Sie unterstützt die Schülerinnen und Schüler im Prozess der Berufsfindung dabei, eigene Interessen und Fähigkeiten realistisch einzuschätzen sowie Entscheidungs- und Handlungsstrategien zu erarbeiten und eigenverantwortliche, realitätsgerechte und sachkundige Ausbildungs- und Berufswahlentscheidungen zu treffen und umzusetzen. Dabei geht es insbesondere um das Informieren über Ausbildungsberufe, deren Zugangsvoraussetzungen und um den Ausbildungsstellenmarkt. Die Berufsberatung erweitert das Berufswahlspektrum der Jugendlichen, indem sie unter anderem Alternativen mit ihnen entwickelt, um deren Flexibilität zu erhöhen. Frau Pöker bietet unseren Schülerinnen und Schülern u.a. regelmäßige Sprechstunden, Einzelberatung (mit und ohne Eltern), Unterrichtsangebote zum Thema Berufsorientierung und Berufswahl sowie Tipps zu Bewerbungen, Vorstellungsgesprächen und Auswahlverfahren an. Die Beratungsgespräche können seit dem Schuljahr 2012/2013 im „Berufsorientierungsbüro“ der Schule stattfinden.
Die „Schule am Schloss“ macht ihren Schülerinnen und Schülern immer wieder Angebote zur „Vertieften Berufsorientierung“. Dabei wird das Hauptaugenmerk insbesondere auf handwerklich-technische Berufsfelder gelegt. So wurden u.a. in der Zeit von Dezember 2009 bis März 2010 in Kooperation mit der ortsansässigen Metallfirma Wagener Gastronomie Engineering mit interessierten Haupt- und Realschülern zwei identische Edelstahllogos für unsere Schule angefertigt. Auf dem Logo ist die Silhouette des Schlosses Clemenswerth zu sehen sowie ein Schriftzug mit dem Namen unserer Schule. Ein Edelstahllogo hat seinen Platz über dem Eingang der Haupt-, das andere an der Außenstelle unserer Schule gefunden. Von November 2010 bis März 2011 gab es dann ein ähnliches Projekt mit der Firma Quappen aus Sögel. Dieses Mal wurden Spielgeräte und Sitzgelegenheiten aus Holz für den Schulhof gebaut. 2014 kam es in Kooperation mit dem Bildungszentrum Arbeit und Weiterbildung zu einer Wiederaufbereitung eines maroden Bauwagens, der nun als Spielausleihe auf dem Pausenhof dient. Dabei ging es insbesondere um praktische Arbeiten im Metall- und Holzbereich. Im Jahr 2018 hat unsere Schule erstmalig das Projekt Soundtrack Technik durchgeführt. Hier ging es um die Entwicklung und den Bau von Lautsprechern, die auch „vermarktet wurden. Im letzten Jahr wurde schließlich nach langer Planung das „Schrottauto-Projekt“ umgesetzt. Seit 2014 nimmt unsere Schule in Kooperation mit dem VDI Niedersachsen ebenfalls sehr erfolgreich an der „JeT-Challenge“ (JeT = Jugend entdeckt Technik) teil. Bei dem Wettbewerb geht es um die Entwicklung und den Bau eines fernsteuerbaren, mit einem Elektromotor angetriebenen dreirädrigen RC-Fahrzeugs im Maßstab von ca. 1:10.
Die oben genannten Maßnahmen sollen eine umfassende Unterstützung im Berufswahlprozess für unsere Schülerinnen und Schüler bilden. Die dargestellte Situation darf dabei auf keinen Fall als statisch angesehen werden. Die Rahmenbedingungen für Schulen, Schüler und Lehrer ändern sich stetig und die Lehrer versuchen beständig, das Angebot zur Berufsorientierung/Berufsvorbereitung auszuweiten und zu optimieren.
Zu erwähnen sei an dieser Stelle, dass eine kleine Arbeitsgruppe zurzeit damit beschäftigt ist, ein neues Berufsorientierungskonzept zu entwickeln, denn gemäß der neuen Erlasslage geht die Berufsorientierung in die Verantwortung der gesamten Schule mit ihren unterschiedlichen Fächern und deren Inhalte über. Wenngleich die Berufsorientierung laut Erlasslage das Schwerpunktthema des Faches Arbeit/Wirtschaft bleibt, so sollen doch alle Unterrichtsfächer in verschiedenen Anteilen ihren Beitrag zur Berufsorientierung leisten.
Ferner sei angemerkt, dass nicht nur die oben angegebenen und erklärten Punkte die Berufsorientierung an der Schule am Schloss bilden. Selbstverständlich tragen noch weitere Maßnahmen (u.a. Zukunftstag, Sozialer Tag, KRONE Young Professionals Tour, Besuch der Agritechnica) und auch der alltägliche Unterricht zu einem erfolgreichen Berufsorientierungsprozess bei. So wird neben den wichtigen Fähigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen durch den Einsatz unterschiedlicher Methoden auch die soziale Kompetenz gefördert. Dies geschieht auch schon in Klasse 5 und 6, z.B. im Rahmen des Life-Skills und Präventionsprogramms „Lions Quest“. Auf diese Wiese versuchen wir unsere Schülerinnen und Schüler auf eine Arbeitswelt vorzubereiten, in der Fähigkeiten wie Teamwork sowie Kritik- und Konfliktfähigkeit erwartet werden.